Onlineshopping: So tickt die Schweiz 2021

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Vater und Sohn sitzen auf einem Sofa und schauen auf ein Notebook.

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Onlineshopping: So tickt die Schweiz 2021 40% der Schweizerinnen und Schweizer kaufen seit Corona anders ein

Shopping im Internet ist Alltag und wird es bleiben. Die Covid-19-Pandemie hat dem Trend in Richtung Onlineshopping weiter Schwung verliehen. In der Onlineshopping-Studie 2021 von KPMG geben 40% der Schweizerinnen und Schweizer an, dass sie ihr Kaufverhalten in der Pandemie angepasst haben und fast die Hälfte glaubt, dass diese Veränderung nachhaltig ist. Ladengeschäfte vor Ort spielen aber auch in Zukunft eine wichtige Rolle.

  • Generationenunterschiede beim Shoppen

    Jürg Meisterhans, Partner und Sektorleiter Retail bei KPMG Schweiz, beschreibt die Pandemie als Katalysator fürs Onlinegeschäft und schätzt, dass die Onlineeinkäufe nicht mehr abnehmen werden. Dafür spreche auch die Entwicklung der Generationen. Die Generation Z, die heute 18 bis 24 Jahre alt ist, sei mit Onlineshopping aufgewachsen und werde es nicht mehr missen wollen. Die folgenden Generationen werden den Trend verstärken. Die Onlineshopping-Studie zeigt: Je jünger die Kundinnen und Kunden, desto höher ihre Onlineausgaben und desto häufiger werden Smartphone-Apps für Einkäufe genutzt – die Generation Z erledigt etwa die Hälfte der Onlinekäufe per App.

    Copyright: Jürg Meisterhans

    Foto von Jürg Meisterhans. Copyright: Jürg Meisterhans

Pakettürme in Mehrfamilienhäusern

Zwei neue Online-Studien der Schweizerischen Post und ihrer Partnerhochschulen zeigen, dass sich nachhaltige Produkte im Schweizer Onlinehandel etabliert haben. Die meisten (79%) angebotenen Produkte sind unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt und mehr als die Hälfte (55%) ressourcenschonend. Nachhaltigkeit ist den meisten Onlinehändlerinnen und Onlinehändler genauso wichtig wie die Produktkosten. Dabei gewichten sie soziale Aspekte wie faire Arbeitsbedingungen (77%) höher als ökologische Aspekte (59%).

Doch die Pakettürme, die sich in Mehrfamilienhäusern stapeln, lassen erahnen, dass logistisch noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Bei vielen Onlinehändlern sind die kostenlosen Rücksendungen Teil des Geschäftsmodells – und sie entscheiden auch darüber, wie beliebt ein Onlineshop ist. 75% der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten geben im E-Commerce Stimmungsbarometer der Post an, dass ihnen kostenlose Retouren wichtig sind. Mehr als die Hälfte (56%) der Kundinnen und Kundenwünscht sich den konsolidierten Versand mit Bündelung von Teillieferungen, den bisher erst 37% der Onlineshops anbieten.

«Es braucht innovative Lösungen, bei denen verschiedene Anbieter zusammenspannen, ähnlich wie beim digitalen Gesamtlogistiksystem Cargo sous terrainTarget not accessible, das ab 2031 die grossen Zentren der Schweiz verbinden will», findet Jürg Meisterhans. Das Versprechen dahinter: Weniger Last für Schienen und Strasse, weniger Umweltbelastung, pünktliche Lieferung von Waren.

Shopping im Internet und Einkaufen vor Ort werden sich immer weiter verzahnen.

Jürg Meisterhans

Läden vor Ort sind unverzichtbar 

Die Studie von KPMG zeigt, dass in der Pandemie vor allem Lebensmittel-Einkäufe zugenommen haben. «Doch das Internet wird den Besuch im Supermarkt nicht ersetzen – dazu schätzen die Menschen das Erlebnis beim Einkaufen zu sehr», so Jürg Meisterhaus. Gerade bei Lebensmitteln, Obst und Gemüse möchten viele die Frische sehen und prüfen. Auch die sozialen Kontakte sind bedeutend.» Der Trend gehe zu kleinen Läden sowie Quartierläden und Kooperationen werden wichtiger, etwa, wenn Anbieter eine Ladenfläche gemeinsam nutzen, deren Sortiment sich ergänzt.

Post, Bank, Versicherung, Krankenkasse, Behörden: Auch die Post strebt Kooperationen an, um in ihren Filialen verschiedene Dienstleistungen anzubieten. Dank der Zusammenarbeit mit Behörden können Kundinnen und Kunden schon heute in Filialen der Post oder auch online den Straf- oder Betreibungsregisterauszug bestellen.

Jürg Meisterhans ist überzeugt, dass die Verbindung von Onlineshops und Ladengeschäften weiter zunehmen wird. Aktuell können schon Produkte online bestellt und in einer Filiale abgeholt werden (Click-and-Collect). Diese Option bieten aktuell 45% der Schweizer Onlineshops an.

Keine Marktdominanz eines Anbieters

KPMG hat Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz, in Deutschland und Österreich befragt. In Deutschland und Österreich liegt Amazon beim Umsatz klar auf Platz 1 der Onlineshops. In der Schweiz hingegen ist Zalando die Nummer 1, gefolgt von Galaxus und Amazon. Auffällig ist, dass die Befragten in der Schweiz bei vielen verschiedenen Shops einkaufen und kein Onlinehändler den Markt dominiert.

Kommt bald Shopping im Livestream?

Tausend verkaufte Kuchen in einer Sekunde, fünfzehntausend verkaufte Lippenstifte in fünf Minuten und fünfzigtausend Livestreams pro Tag. In China boomt das Teleshopping auf dem Smartphone und der Gesamtumsatz der Branche hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt auf 146 Milliarden Franken. Shopping im Livestream ist das derzeit realste Einkaufserlebnis in der digitalen Welt. Anders als beim klassisches Onlineshopping stehen Kundinnen und Kunden in Echtzeit mit den Verkäuferinnen und Verkäufern in Kontakt. Sie präsentieren die Produkte. Der Schnitt und die Passform des roten Kleids können so live eingeschätzt werden. Die Kundinnen und Kunden stellen im Chat Fragen, die umgehend beantwortet werden. Die besten Verkäuferinnen und Verkäufer sind in China zu Influencern geworden und geniessen hohes Vertrauen.

Für Jürg Meisterhans ist es durchaus denkbar, dass Shopping im Livestream auch in der Schweiz ankommt. Doch China habe eine völlig eigene Kultur, gibt er zu bedenken. Auch in den USA hat sich die Idee noch nicht durchgesetzt – ein Indiz dafür, dass es wohl noch etwas dauern wird.

Info zur Person

Jürg Meisterhans ist Partner und Sektorleiter Retail bei KPMG Schweiz. Er ist Co-Autor der Onlineshopping-Studie 2021.

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