Frische Post von Familie Moser

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Frische Post von Familie Moser Vorfreude statt Einkaufsstress

Von Simone Maria Knittel

Anstatt täglich im Supermarkt nach frischen, regionalen Produkten zu suchen, liess ich mir Biogemüse für eine ganze Woche per Mausklick nach Hause liefern. Gerne wieder, lautet das Fazit nach einer Woche testen.

Zu viel Auswahl ist manchmal eine Überforderung. Zum Beispiel beim Einkaufen: Die Vielfalt an Gemüse und Obst im Supermarkt ist riesig. Genauso endlos sind aber auch die Fragen, die ich mir stelle. Hat die Tomate schon Saison? Kommt sie aus der Schweiz? Gibt es sie Bio, und wenn ja, auch ohne Plastikverpackung? Die Suche nach regionalen, saisonalen Produkten liegt mir am Herzen, doch sie ist viel zu kompliziert. Einmal die Woche selbst zum Hof fahren und dort einkaufen – ob das so gut für die Umwelt ist? Es ist höchste Zeit, etwas Neues auszuprobieren.

Vom Hof statt vom Detailhändler

Eigentlich könnte ich mir die Einkäufe vom Detailhändler nach Hause liefern lassen. Aber nach einer Internet-Recherche entscheide ich mich für eine Direktlieferung vom Hof aus der Region. Was mich überzeugt: Familie Moser von «natürlichMoser.ch» liefert saisonales Biogemüse nur mit der allernötigsten Verpackung. Die Bilder auf der Website zeigen eine idyllische Emmentaler Hoflandschaft. Die transparente Herkunft der Produkte und die fairen Preise sind für mich Grund, zum ersten Mal etwas direkt vom Hof online zu bestellen.

  • Ein bisschen wie Geburtstag

    Zwei Tage später stellt der Postbote einen grossen Jutebeutel vor meine Haustüre. Darin ein Kopfsalat, ein Bund Radieschen, Rucola, Kohlrabi, Fenchel, viele Karotten. Das hat also die Saison zu bieten, genauer gesagt: der Frühling. Tomaten hat es auch, allerdings sind sie getrocknet. Der Fenchel hat noch sein Kraut, das Radieschen seine Blätter, der Kohlrabi seine grünen Antennen. Familie Moser hat mir weitere Produkte eingepackt, die man als Extras bestellen kann: Bio-Mehl, Linsen, hausgemachten Sirup. Und Eier von ihren Hühnern. Die Tasche auszupacken ist ein wenig wie Geburtstag. Frau Moser bedankt sich per Brief herzlich für die Bestellung. Ich mich auch, Frau Moser! Kein Schleppen, weniger Abfall dank Mehrwegverpackung, und auswählen musste ich auch nicht. Nun gut, Kohlrabi ist jetzt nicht so meins. Aber wir finden uns schon, da bin ich sicher. Und sonst darf ich bei der nächsten Bestellung angeben, welches Gemüse ich nicht so gerne mag.

#nofoodwaste

Die Zeit, die ich durch das Onlineeinkaufen gespart habe, verwende ich jetzt zum Kochen. Blitzschnell verplant sind Kopfsalat, Rucola und Radieschen – am ersten Tag zum bunten Salat. Am zweiten Tag gibt es Linseneintopf. Das Dinkelmehl und die getrockneten Tomaten geben am dritten Tag einen salzigen Sonntagszopf. Sind die Produkte regional, darf es auch exotischer sein – etwa, um dem Kohlrabi mehr Pepp zu verleihen. Die eine Hälfte backe ich mit Curry zu Fries, die andere wird mit Sesam-Safran Dressing zu Salat. So weit, so lecker. Da ich die ganze Woche über weiss, was in meinem Kühlschrank wartet, ist Foodwaste kein Problem: Am letzten Tag verkoche ich den Fenchel und alle Gemüse-Resten mit etwas Fleisch zu Gulasch. Am Ende der Woche bleibt nichts übrig. Nicht einmal das Radieschen-Grün. Die Blättchen wandern oftmals in die Tonne, dabei haben sie einen tollen, säuerlichen Geschmack, ideal für den Salat.

Nicht immer alles, dafür saisongerecht

Die Rezeptideen bei saisonalen Produkten sind mit etwas Kreativität endlos – irgendwie passt alles immer zusammen. Das hat sich die Natur ja gut ausgedacht. Oder war es Familie Moser? Noch mehr ins Staunen bringt mich, was die Bauernfamilie sonst noch anpflanzt: Von Mohnfeldern über Teekräuter bis hin zu Obstbäumen. Auch Zuckermais, rosarote Kartoffeln und getrocknete Hochstamm-Kirschen – lecker! Nein, diese gibt es aber noch nicht jetzt, sondern erst zur Saison. Vorfreude und etwas Geduld gehört eben zum Geburtstagsgefühl dazu. Wann ich welche Produkte erhalte, das entscheidet die Bauernfamilie. Und die Natur. Mir soll es recht sein – das Supermarkt-Labyrinth sieht mich so schnell nicht wieder.