Zuerst kommt die CO2-Reduktion

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«Zuerst kommt die CO2 -Reduktion» Mathias Bürgi über die erreichten CO2-Einsparungen und die nachhaltigen Lösungen der Post

Mathias Bürgi arbeitet als Fachspezialist Corporate Environmental Responsibility bei der Post. Als ehemaliger Geschäftsführer von Swiss Climate und ausgebildet in Umwelttechnik und -management, kennt er sich bestens mit Umwelt- und Klimaschutz aus. Im Gespräch erzählt er uns, mit welchen Projekten sich die Post für das Klima engagiert, und welche Massnahmen zukünftig geplant sind.

Wie steht die Post zur hochaktuellen Klimawandel- und CO2-Debatte?

Die Post setzt sich seit zwanzig Jahren aktiv für die Nachhaltigkeit ein. Weil wir mit unseren Tätigkeiten (Logistik, Personentransport, Gebäude) CO2-Emissionen produzieren, verfolgen wir seit 2011 ein ambitioniertes Klimaziel und haben dafür bereits unzählige Massnahmen zur CO2-Reduktion umgesetzt. So konnten wir seit 2010 die CO2-Emission pro Sendung um beachtliche 20% reduzieren. Der Klimaschutz nimmt bei uns folglich einen sehr hohen Stellenwert ein, weswegen wir auch stets noch mehr dazu beitragen möchten.

  • Welche Anstrengungen unternimmt die Post?

    Die Frage ist vielmehr: Welche Anstrengungen unternimmt die Post nicht? Denn die vielfältigen Massnahmen der Post zur CO2-Reduktion sind beeindruckend: So ist bereits heute die Hälfte der Fahrzeuge elektrisch und mit zertifiziertem Ökostrom aus der Schweiz unterwegs, der Gebäudepark wird bereits zu 50% mit erneuerbaren Energien beheizt – Tendenz klar steigend ­– und die unvermeidbaren CO2-Emissionen des Brief-, Paket- und Güterversands werden über verschiedenste Klimaprojekte kompensiert.

Gibt es besonders spannende Projekte, die Sie hervorheben können?

Ja, die CO2-Kompensation unserer «pro clima»-Versände über das Klimaprojekt «Biogasanlagen auf Schweizer Bauernhöfen». Insgesamt wurden 27 Biogasanlagen mit dem renommierten «Gold Standard» zertifiziert. Diese Zertifizierung hat die Post zusammen mit der Genossenschaft Ökostrom Schweiz initiiert und finanziert. Es freut mich sehr, dass damit das erste Schweizer Klimaprojekt mit dem «Gold Standard» ausgezeichnet wurde und dadurch die Schweizer Bauern unterstützt werden.

Was versteht man unter dem «Gold Standard»

Der «Gold Standard» ist ein international anerkannter Zertifizierungsstandard für Klimaschutzprojekte. Die Gold-Standard-Foundation ist eine Non-Profit-Zertifizierungsorganisation, die in der Schweiz registriert ist. Berechtigt zur Zertifizierung durch «The Gold Standard» sind nur Projekte, die nachweislich zur Reduktion von Treibhausgasen führen und gleichzeitig gut für die lokale Umwelt sowie soziale Belange der Bevölkerung sind.

CO2-Kompensation ist das eine, aber reduziert die Post auch CO2-Emissionen?

Ja, die Vermeidung von CO2-Emissionen steht natürlich an erster Stelle, wobei zuerst die Suffizienz, also das «weniger Verbrauchen», danach die Effizienz und Substitution geprüft werden. Die Kompensation ist die letzte Möglichkeit der Post. Diese wird genutzt, um die heute nicht vermeidbaren CO2-Emissionen auszugleichen. Jedoch unternimmt die Post ihr Möglichstes, um überall ihre CO2-Emissionen zu senken.

Können Sie dafür auch Beispiele nennen?

Da könnte ich unzählige nennen, aber zwei möchte ich besonders hervorheben: Zum einen haben wir 2019 mit Zalando einen Pilotversuch für die selbstbestimmte Zustellung gestartet. Mit der Option «Click & Deliver» erhalten Kunden das Paket innerhalb der nächsten 90 Minuten CO2-frei zugestellt. Das Angebot wird rege genützt: Pro Tag werden rund 1000 Pakete zugestellt und die 22 E-Fahrzeuge (Elektroroller und Cargobikes) legen mehrere Hundert Kilometer pro Tag zurück. Zum anderen hat sich die Post mit der Initiative EV100 (EV = Electric Vehicles) dazu verpflichtet, bis 2030 möglichst komplett auf elektrische Antriebe umzustellen.

Elektromobilität braucht aber auch viel Energie, woher kommt diese bei der Post?

Ein Elektromotor ist sehr effizient und verbraucht viel weniger Energie als ein Verbrennungsmotor, inbesondere im Stop-and-go-Betrieb in der Zustellung: So benötigt ein E-Roller der Post rund sechs Mal weniger Energie als ein Benzinroller. Und zur Herkunft: Die Post produziert einen Teil des Stroms selbst, den Rest kauft sie nachhaltig ein. Und zwar aus erneuerbaren Energiequellen aus der Schweiz. Mindestens 20% davon ist «naturemade star»-zertifizierter Ökostrom aus Kleinwasserkraftwerken, Biomasseanlagen, Solaranlagen oder Windturbinen.

Die Hälfte der Fahrzeugflotte der Post fährt bereits heute elektrisch.

Mathias Bürgi

Wie produziert die Post ihren eigenen Strom?

Die Post hat auf ihren Dächern einige der grössten Fotovoltaikanlagen der Schweiz installiert. Darüber produziert sie jährlich über 7 GWh Solarstrom.

Sind bereits weitere Projekte für die Zukunft geplant?

Ja, zum Beispiel bei der Paketzustellung: Die Pakete werden nun schrittweise mit E-Lieferwagen zugestellt. Bis Ende 2020 werden rund 150 Post-Lieferwagen elektrisch unterwegs sein. Und bis 2023 werden alle Pakete der vier grössten Städte der Schweiz elektrisch ausgeliefert. Im City-Logistik Hub in Zürich Enge ist das schon heute Realität.

Welche Rolle spielen Partnerunternehmen für das Klimaziel der Post?

Eine grosse Rolle! Bei Subunternehmen zählen für uns besonders Transportdienstleistungen und Mitarbeitenden-Mobilität. Kurzfristig wird an der Effizienz der Transportsysteme gearbeitet. Die längerfristige Herausforderung besteht darin, dass die Partnerunternehmen ihren Anteil an alternativen Antrieben im Logistikbereich ausbauen.

Welche konkreten Ziele verfolgt die Post im Hinblick auf CO2?

Unser Klimaziel, die CO2-Effizienz per Ende 2020 gegenüber 2010 um über 25% zu steigern, haben wir bereits vorzeitig übertroffen: Schon 2019 konnten wir eine 28-prozentige Steigerung vorweisen. Momentan erarbeiten wir das neue Klimaziel ab 2020 und können das leider noch nicht bekannt geben. Aber eines können wir schon jetzt verraten: Die Post wird sich wieder ein ambitioniertes Ziel setzen.